Dr. Herwig Egle
Dr. Mohammed Elsharkawi
Dr. Sonja Trepte

Stoßwellentherapie

Überall im Alltag begegnen uns Stoßwellen. Beim Überschallknall eines Flugzeugs ebenso wie bei einem Silvesterknaller. Physikalisch betrachtet sind Stoßwellen nichts anderes, als besonders kurze Schallimpulse von sehr hoher Energie. Da die Stoßwellen von außen in den Körper einwirken, wird die Therapie mit Stoßwellen als "Extracorporale Stoßwellentherapie" (kurz: ESWT) bezeichnet. Die Nutzung der Stoßwellen in der Medizin ist nicht neu. Schon seit Beginn der 80er Jahre wurden in der Urologie mit großem Erfolg fokussierte hochenergetische Stoßwellen zur Zertrümmerung von Nierensteinen eingesetzt. Ende der 80er Jahre wurden erste Erfahrungen im orthopädischen Bereich gesammelt. Man stellte fest, dass nicht heilende, oder erheblich verzögert heilende Knochenbrüche, sog. Pseudarthrosen, durch die Behandlung mit Stoßwellen erheblich schneller oder überhaupt erst zur Ausheilung gebracht werden konnten. Heute gehört die ESWT bei der Behandlung der Pseudarthrose zum medizinischen Standard und ist in der Lage, in den meisten Fällen eine operative Therapie zu ersetzen.

Wo kann die Stoßwellentherapie helfen?

Angeregt durch diese Erfolge, stellte man in den folgenden Jahren fest, dass die Stoßwellentherapie grundsätzlich geeignet ist, auch andere häufige Krankheiten des Bewegungsapparates zu behandeln. Zahllose Operationen am Bewegungsapparat konnten so erfolgreich vermieden werden. Heute gelten folgende Erkrankungen des Bewegungsapparates als wissenschaftlich nachweisbar geeignet, für die Therapie mit der Stoßwellentherapie (Standardindikationen):

  • Kalkschulter
  • Tennis- und Golferellenbogen
  • Fersensporn
  • Achillessehnenbeschwerden, "Achillodynie"
  • Trochanter-Schmerzsyndrom (schmerzhafte Sehnenansatzreizung, körpernah am seitlichen Oberschenkel)
  • chronische muskuläre Verspannungen, "Myogelose", "myofasciales Schmerzsyndrom"
  • Pseudarthrosen

Die Durchführung der Stoßwellentherapie

Eigentlich bedarf es keiner besonderen Erwähnung, selbstverständlich setzt die Anwendung der Stoßwellentherapie immer eine sorgfältige Diagnostik der Erkrankung durch einen Arzt voraus. Dies beinhaltet meist auch eine Untersuchung mittels Röntgen, Computertomographie oder Kernspinuntersuchung. Nur die sorgfältige Diagnostik führt zu einem sinnvollen Einsatz der therapeutischen Mittel, einschließlich der ESWT. Wobei selbstverständlich klassische Behandlungsmethoden wie Physiotherapie, Krankengymnastik, Medikamente etc. der ESWT vorausgehen oder diese begleiten können. Die Stoßwellenbehandlung erfolgt, nachdem man den krankhaften Bezirk durch Röntgen oder klinische Untersuchung genau geortet hat. Der Schallkopf des Stoßwellengerätes wird exakt auf den betroffenen Bezirk eingestellt und das Gebiet mit Stoßwellen "beschossen". Je nach Gerätetyp werden ca. 1500 bis 2000 Stoßwellen abgegeben. Im allgemeinen sind bis zu fünf Behandlungen erforderlich.

Wie erfolgreich ist die Stoßwellentherapie?

Die Stoßwellentherapie hat seit mehr als 15 Jahren in Deutschland und weltweit, in der täglichen Praxis ihre hohe Wirksamkeit bei der Behandlung der oben genannten orthopädischen Krankheitsbilder unter Beweis gestellt. Bei den Standardindikationen hat die ESWT ihre Wirksamkeit wissenschaftlich in zahlreichen Studien national und international nachgewiesen. Je nach Krankheitsbild und Studie konnten bis zu 80 % gute und sehr gute Erfolge erreicht werden. Besonders bemerkenswert sind diese Erfolge deshalb, weil die ESWT in der Regel nur dann zur Anwendung kam, wenn andere Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft waren und nur noch die Operation als letztes Mittel neben der Stoßwellentherapie in Betracht kam (OP-Indikation). Die häufig gestellte Frage nach möglichen Nebenwirkungen kann getrost verneint werden. In seltenen Fällen sind lokale Blutergüsse oder eine kurzzeitige Verstärkung des Schmerzes beobachtet worden, andere Komplikationen wurden bisher nicht beschrieben. Dies ist auch der Grund dafür, weshalb die Indikation zur Anwendung der Stoßwellentherapie Heute großzügiger gestellt wird. Die Kombination aus hoher Wirksamkeit und weitgehender Nebenwirkungsfreiheit berechtigt uns, die Anwendungsmöglichkeit großzügig zu stellen und die ESWT frühzeitig als Therapiemöglichkeit zu empfehlen.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Stoßwellentherapie